Schlafen und Schlafprobleme
"Welches Kind hätte nicht gemeint, wenn es in einer lauen Sommernacht nicht einschlafen konnte, Peter Pans Segelschiff am Himmel zu sehen? Ich will dir beibringen, dieses Schiff zu sehen."
Roberto Cotroneo, Wenn ein Kind an einem Sommermorgen
Ki basierte Schlafberatungs-App:
https://baby-sleep-doctors.com/testen/
Fragebögen zum Schlafverhalten:
https://www.dgsm.de/gesellschaft/die-dgsm/netzwerke-und-arbeitsgruppen/paediatrie
Elterninformation zum Schlafen von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen:
http://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/
Körperfunktionen beim Schlafen
Mit Schlafbeginn werden viele unserer Körpervorgänge auf Sparflamme gestellt. Die Körpertemperatur sinkt ab, die Atmung und der Puls werden langsamer, der Blutdruck fällt. Seit langem ist bekannt, dass sich während des Schlafens Funktionen wie die Atmung, der Herzschlag oder die Regulierung der Körpertemperatur anders verhalten als im wachen Zustand.
Betrachten wir zum Beispiel die Atmung: Die Steuerung der Atmung geht vom Atemzentrum aus, welches zwar selbständig arbeitet, aber im wachen Zustand durch uns selbst beeinflusst werden kann. So können wir den Atem wenige Sekunden lang anhalten, bis der Sauerstoffmangel sich bemerkbar macht und uns zum nächsten Atemzug zwingt. Im Schlaf gibt es keine willkürliche Atemsteuerung, wir können im Schlaf nicht bewusst den Atem anhalten.
Besonders bei Säuglingen kommt es zu "unbewussten" Atempausen, die selten länger als 15 Sekunden andauern. Je jünger ein Säugling ist, um so häufiger treten kurze Pausen auf. Die Anzahl nimmt bis zum Alter von drei Monaten ab, liegt dann aber durchaus noch bei rund 40 Atempausen pro 100 Minuten Schlaf. Selbst Atempausen, die länger als 15 Sekunden andauern, sind in der Regel harmlos, solange der Organismus über eine Reihe von Schutzmechanismen gegen einen bedrohlichen Sauerstoffmangel verfügt: Wird die Atempause zu lang, kommt es durch den Anstieg des Kohlendioxids im Blut zu einer Stimulation der Chemorezeptoren, die das Atemzentrum im Hirnstamm steuern. Dies führt nicht nur dazu, dass die Atemmuskulatur zu einem "tiefen Atemzug" angeregt wird, sondern es kommt zu einer Aufwachreaktion.
Die Arousal-Schwelle, also die Grenze, bei der ein Baby aufgrund eines Sauerstoffmangels erwacht, wird durch Überwärmung, Rückatmung der eigenen Ausatemluft und Passivrauchen des Babys angehoben. Damit haben wir schon wichtige Kriterien aufgezählt, die wir bei der Gestaltung der Schlafumgebung für ein Baby unbedingt beachten müssen.
Lässt ein Kind sich nur sehr schwer wecken, ist es ungewöhnlich schlaff, zeigt es deutlich verlängerte Atempausen (> 15 Sekunden) während des Schlafens oder wiederholtes Blau- oder extremes Blasswerden ohne Grunderkrankung, schwitzt es während des Schlafes ohne Grund (keine Infektzeichen, keine zu warme Kleidung oder hohe Raumtemperatur), sprechen Sie darüber unbedingt mit uns.
Wenn wir über die optimale Schlafumgebung für ein Baby sprechen, so müssen wir uns u.a. überlegen, wie wir eine Überwärmung und Rückatmung des Kindes während des Schlafens verhindern können.
Folgende Dinge sollten beachtet werden:
Legen Sie Ihr Kind zum Schlafen auf den Rücken, von Anfang an. Die Rückenlage hat sich als die sicherste Schlafposition herausgestellt. Vielfach besteht die Sorge, dass ein Kind in Rückenlage Erbrochenes leichter in die Lunge bekommt. Dafür gibt es aber keine Hinweise. Ihr Kind verfügt über Schutzreflexe, die in Rückenlage gut funktionieren. Eine einseitige Abflachung des Hinterkopfes kann eine Folge der Rückenlage sein. Um sie zu vermeiden, legen sie ihr Baby abwechselnd an die Kopf- oder Fußseite des Bettes. Damit ändern Sie die Position des Kopfes zum Licht und die Blickrichtung des Kindes. Bringen Sie ihr Kind nur dann in Bauchlage, wenn es wach und unter Ihrer Aufsicht ist. Dann kann es spielend seine motorischen Fähigkeiten erproben.
Rauchen ist ein Risikofaktor für viele Krankheiten. Nicht nur für den der raucht, sondern auch für ihr Kind. In der Schwangerschaft und hinterher. Achten Sie darauf, dass ihr Kind in einer rauchfreien Umgebung aufwächst. Diese Bitte richtet sich natürlich auch an den Vater und andere Personen in der Umgebung des Babys.
Raumtemperaturen von 16- 18 Grad sind zum Schlafen genug. Sorgen Sie für eine ausreichende Lüftung des Schlafzimmers. Babys haben häufiger kalte Hände und Füße. Das sagt nichts über ihre Körpertemperatur aus. Diese prüfen Sie am besten zwischen den Schulterblättern: hier sollte sich ihr Kind warm, aber nicht verschwitzt anfühlen. Im Haus benötigt ihr Kind keine Handschuhe oder Mütze.
Decken können über den Kopf Ihres Kindes geraten. Verwenden Sie keine Zudecke, sondern lieber eine Schlafsack. Achten Sie auf die passende Größe: Körperlänge minus Länge des Kopfes plus 10 -15 cm. Achten Sie darauf, dass der Halsausschnitt so klein ist, das der Kopf des Kindes nicht hindurchrutschen kann. Auch die Armausschnitte dürfen nicht zu groß sein. Wenn es zu kalt ist, ziehen Sie Ihr Kind lieber etwas wärmer an. Vermeiden Sie die Kombination aus Schlafsack und Decke.
Die Matratze des Kinderbettes sollte fest und luftdurchlässig sein. Kopfkissen, Fell, ein Nestchen oder eine zu weiche Matratze gehören nicht ins Kinderbett. Der Kopf Ihres Kindes sinkt zu tief darin ein. Das kann seine Atmung behindern und zur Überwärmung führen. Kuscheltiere können die Luftzirkulation einschränken und einen Wärmestau verursachen, wenn Ihr Kind mit seinem Gesicht dagegen rutscht, oder sein Gesicht durch Kuscheltiere bedeckt wird. Befestigen Sie sie daher besser oben an den Stäben des Babybettes. Ihr Kind benötigt sie im Schlaf nicht. Verwenden Sie keine wasserdichte Unterlage im Babybett. Sie ist zugleich auch luft undurchlässig. Lange Himmel, Mosquito-Netze , Tücher oder lose Unterlagen sind gefährlich, wenn ihr Kind sie sich über den Kopf zieht.
Muttermilch ist die beste Nahrung für Ihr Baby. Zu den vielen bekannten Vorteilen kommt eine weiterer: Der Schlaf Ihres Babys wird sicherer. Versuchen Sie, länger als 3 Monaten voll zu stillen, besser noch 6 Monate. Ab wann ihr Kind eine Ergänzungsnahrung benötigt, besprechen Sie bitte mit uns, z.B. anlässlich der Vorsorgeuntersuchungen. Geben Sie das Stillen nicht auf, auch wenn Sie .das Rauchen nicht lassen können. Sorgen Sie aber für eine rauchfreie Zeit um das Stillen herum.
Lassen Sie Ihr Kind im ersten Lebensjahr im Elternschlafzimmer, aber im eigenen Bett schlafen. Es wird durch Geräusche und Bewegungen seiner Eltern positiv stimuliert. Sie verwöhnen Ihr Kind damit nicht, es braucht Ihre Nähe. Für das Stillen ist es günstig, wenn das Kinderbett neben dem elterlichen Bett steht.
Das Schlafbedürfnis ist bei jedem Kind unterschiedlich und das ?Durchschlafen? von Babys ( 5-6 Stunden Schlaf am Stück) stellt sich meist erst nach einigen Monaten ein. Schläft Ihr Kind schlecht, besprechen Sie dies bitte mit uns, wir beraten Sie gerne. Manchmal sind es die äußeren Umstände, die ein Kind nicht schlafen lassen. Ihr Kind braucht feste Tagesabläufe und wenig Wechsel. Halten Sie eine feste Routine beim Füttern, Versorgen und auch beim Schlafengehen ein.
Neuere medizinische Untersuchungen zeigen, dass die Babys mit einem Schnuller weniger unruhig schlafen und seltener lagewechsel vollziehen. Dadurch wird gerade das unbeabsichtigte Herumdrehen des älteren Säuglings unwahrscheinlicher.Wenn Sie sich entschließen, Ihrem Babay einen Schnuller zu geben, sollte es diesen bei jedem Schlafengehen bekommen.
Die wichtigsten Schlafhygiene-Regeln
- Die Schlafzeiten sollten entsprechend dem Schlafbedürfnis des Kindes und unter Einhaltung regelmäßiger Zubettgeh- und Aufstehzeiten festgelegt werden.
- Die Zeit, die das Kind am Tage schläft, wird von der Gesamtschlafzeit in der Nacht abgezogen. Der Mittagsschlaf sollte nicht zu nah an der Nachtschlafphase liegen, damit das Kind auch ausreichend müde ist, wenn es abends ins Bett geht.
- Eine ruhige Phase vor dem Schlafengehen, in der ein Schlafritual (Dauer ca. 30 Minuten) durchgeführt wird, hilft dem Kind beim Einschlafen. Es sollte immer an das Alter des Kindes angepasst werden.
- Das Abendessen sollte nicht direkt vor dem Schlafengehen liegen.
- Vor dem Zubettgehen sollte Zeit zum Ausklingen des Tages sein. Vor dem Schlafengehen sollte sich das Kind/der Jugendliche nicht mit körperlich oder geistig anstrengenden Tätigkeiten beschäftigen.
- Am Tage sollten sich Kinder ausreichend bewegen - möglichst auch an der frischen Luft.
- Ein geregelter Tagesablauf, z. B. mit regelmäßigen (möglichst gemeinsamen) Essenszeiten, unterstützt den Schlaf-wach-Rhythmus von Kindern positiv.
- Das Bett ist zum Schlafen da und nicht zum Fernsehen, Computerspielen, Lesen oder Telefonieren.
Die oben aufgeführten Schlafregeln gelten für alle Altersgruppen. Im Folgenden werden noch einzelne spezifische Empfehlungen für verschiedene Altersgruppen aufgeführt.
Säuglinge:
- Bereits in den ersten drei Monaten, wenn der Schlaf-wach-Rhythmus des Säuglings sich noch nicht am Wechsel zwischen Tag und Nacht orientiert, ist es sinnvoll, die Entwicklung eines regelmäßigen Schlaf-wach-Rhythmus einzuleiten, indem die Mutter festlegt, zu welcher festen Zeit der Säugling seine Hauptmahlzeit bekommt. Es bietet sich der Zeitpunkt an, zu dem die Mutter sich selbst zum Schlafen ins Bett legen möchte (d. h. zwischen 21:00 und 0:00 Uhr).
- Nächtliches Erwachen des Kindes bedeutet nicht immer, dass das Kind auch Hunger hat.
Kleinkinder und Kinder:
Einschlafen bedeutet für Kinder, dass sie sich von den Eltern trennen müssen. Wenn das Kind gelernt hat, sich für gewisse Zeitabschnitte am Tage zu trennen (d. h. Trennen und Wiedervereinen), dann fällt es ihm auch am Abend leichter.