Elterninformationen zu Reisen mit Kindern

 "Ach, warum bin ich nur nicht in meiner Hobbithöhle geblieben!" sagte der arme Herr Beutlin, als er auf Bomburs Rücken durchgeschüttelt wurde."
J.R.R.Tolkien, Der Hobbit
 

Reisen mit Kindern: ein Alphabet

Jährlich suchen circa 75 Millionen Flugreisende tropische Regionen auf, davon 20 Millionen Touristen aus Industrieländern.
So werden viele Kinder unfreiwillig den Reisegefahren der Tropen ausgesetzt, ohne die qualifizierte Beratung des Kinder- und Jugendarztes bekommen zu haben. Im nun folgenden möchten wir Ihnen einige Ratschläge für das Reisen mit Kindern geben, eine reisemedizinische Beratung ist aber jederzeit in unserer Praxis möglich. Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei nicht um eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen handelt.

Im Sommer startet man eine Autoreise am besten in den frühen Morgenstunden zwischen 3 und 4 Uhr. Die Temperatur ist noch angenehm, die Kinder schlafen im Auto meistens weiter. Vermieden werden sollte möglichst der Ferienbeginn, das Ferienende und die Wochenenden, wenn man eine lange Reise mit Kindern vorhat. Zu bedenken ist die richtige Sicherung der Kinder im Auto, dazu benötigt jedes Kind einen passenden Kindersitz, der immer, auch bei kurzen Fahrten, benutzt wird. Wichtig bei Autoreisen ist weiterhin, dass ausreichend Pausen eingelegt werden, die spielerisch im Freien verbracht werden sollten. Kindgerechte Bewegung oder Gymnastik trägt dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder Rechnung.

An heißen Tagen muss auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, da die Temperaturen im Auto ohne Klimaanlage deutlich höher sind als im Freien. Spielzeug, Bücher sowie Kassettenrekorder oder CD-Player sollten bei langen Autofahrten stets mitgeführt werden.

Wassertemperaturen unter 18 Grad sind für Kinder nicht angebracht. Wichtig ist das Anlegen von Schwimmwesten. Kinder sollten möglichst bald schwimmen lernen, um Ertrinkungsunfälle zu vermeiden. Sie sollten sich auch in Hotelanlagen niemals unbeobachtet dem Wasser nähern, da bereits eine Wassertiefe von wenigen Zentimetern zum Ertrinken führen kann.

Bahnreisen bieten den Vorteil, dass der natürliche Bewegungsdrang der Kinder nicht - wie beim Autofahren - eingeschränkt wird . Außerdem gibt es eigene Mutter-Kind-Abteile , dem Toben steht dann nichts mehr im Wege.

In tropischen Gegenden der Welt drohen gesundheitliche Risiken und Infektionen durch unzureichende Hygiene. Bei Kindern kann sich eine Dehydratation schneller einstellen und lebensbedrohlich werden. Langfristig vor einer geplanten Fernreise mit Kindern sollte deshalb eine tropenmedizinische Beratung durchgeführt werden, die nicht nur die Reiseimpfungen betrifft, sondern auch das Verhalten bei zum Beispiel Durchfall im Kindesalter. Einschränkungen für die Tropentauglichkeit im Kindesalter sind Krampfleiden und chronische Erkrankungen, die mit erhöhter Infektionsgefährdung einhergehen. Säuglinge dürfen nach Vorschrift der Fluggesellschaften erst ab dem 7. Lebenstag Flugreisen antreten.

Der Luftdruck im modernen Verkehrsflugzeug ist in etwa einer Höhe von 2000m über N.N. eingestellt. Allerdings ist die Luft in Flugzeugen extrem trocken mit einer Luftfeuchtigkeit von zirka 15 %. Daraus folgt, dass während einer Flugreise ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf besteht und chronische Lungen- und Herzkreislauferkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ein Problem bei langen Reisen darstellen können. Außerdem können die Veränderungen des Luftdrucks in der Kabine beim Start und bei der Landung wegen des erhöhten Ohrdrucks äußerst unangenehm und schmerzhaft sein, besonders, wenn noch zusätzlich eine Erkältungskrankheit vorliegt. Kinder sollten bei Start und Landung aus einer bruchsicheren Flasche trinken , man kann auch abschwellende Nasentropfen benutzen. Bei älteren Kindern hilft, genau wie bei Erwachsenen, ein Kaugummi oder ein Lutscher sowie trockenes Schlucken. Oftmals wird es in Flugzeugen gerade bei längeren Flügen empfindlich kalt, es sollte stets eine Jacke für das Kind mitgeführt werden.

Die meisten Stechmücken sind überwiegend abends und nachts aktiv. Da Mücken von dunklen Farben angezogen werden, sollten Kinder und Erwachsene bei Eintritt der Dämmerung im Freien langärmelige Hemden und Hosen tragen. Fenster sollten geschlossen werden oder mit einem dicht schließenden Moskitonetz geschützt sein - Zimmer mit Aircondition sind mückenfrei . In tropischen Gebieten ist es wichtig, ein Moskitonetz über dem Bett anzubringen . Zusätzlich können Repellents benutzt werden. Naturöle wie Citronella sind allerdings weniger wirksam als chemische Substanzen (DEET)

Bei Flügen in Richtung Westen sollte möglichst nicht an Bord geschlafen werden , am Reiseziel wird der Schlaf entsprechend der Ortszeit begonnen. Fliegt die Familie in Richtung Osten, sollte versucht werden, an Bord des Flugzeuges zu schlafen und die Einschlafzeit am Urlaubsort sollte hinausgezögert werden. In der Regel verkraften Kinder die Zeitumstellung besser als Erwachsene.

Für die Reise sollte die Kleidung bequem gewählt werden , Jogginganzüge, luftige Pullis und Hosen sowie leichtes Schuhwerk ist für Bahn- Flug- und Autoreisen passend.

Die Malariaprophylaxe bei Kindern besteht zunächst in einer konsequenten Vermeidung von Insektenstichen. Ob und welche medikamentösen Maßnahmen nötig sind, erfahren Sie bei der reisemedizinischen Beratung in unserer Praxis.

In jedem Urlaub sollte ein Minimalausstattung vorhanden sein. Dazu gehört ein Fieberthermometer sowie ein fiebersenkender Saft, da Zäpfchen in heißen Ländern schmelzen können. Des Weiteren sollte sich in der Reiseapotheke Desinfektionsmittel und Pflaster in verschiedenen Größen befinden sowie Verbandszeug, eine Pinzette , Elektrolytlösungen für Durchfallerkrankungen, abschwellende Nasentropfen, kühlendes Gel und juckreizstillende Tropfen zur Behandlung von Insektenstichen und- nach Rücksprache mit uns ? eventuell ein Breitbandantibiotikum. Bei Dauermedikamenten sollte außerdem auf eine ausreichende Bevorratung geachtet werden.

Zunächst sollten alle Impfungen durchgeführt werden, die im jeweiligen Impfplan der Ständigen Impfkommission vorgesehen werden. Dies gilt für Reisen in die gesamte Welt.
Besondere Reiseimpfungen müssen individuell für das zu besuchende Land herausgefunden werden. Auch hierzu beraten wir Sie gerne.

Im ersten Halbjahr sollten Babys nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden und sich immer im Schatten aufhalten. Dermatologen warnen davor, dass die Hautkrebsrate im Erwachsenenalter dramatisch ansteigt und führen dies auf eine zu intensive Hautbestrahlung bei zunehmendem Ozonloch zurück. So ist es wichtig, besonders Kinder vor der Sonne zu schützen. Die geeignete Kleidung besteht aus langärmeligen Baumwoll-Shirts und Hosen, außerdem sollte ein breitkrempiger Hut zur Grundausstattung gehören.

Unbedeckte Körperstellen müssen mit einer Sonnenschutzcreme mit besonders hohem Lichtschutzfaktor geschützt werden. Im Sommer ist die UV-Strahlung am intensivsten, außerdem ist zwischen 11 und 15 Uhr die höchste UV-Strahlung zu erwarten. Aus diesem Grunde sollte man sich der Siesta der Einheimischen anschließen und sich in dieser Zeit im Schatten aufhalten. Übrigens behalten sogar sogenannte wasserfeste Sonnenschutzcremes nach Wasserkontakt nicht ihren vollen Schutz, deshalb sollte das Kind nach dem Baden oder starkem Schwitzen erneut eingerieben werden.

Fazit

Reisen mit Kindern und Jugendlichen müssen besonders sorgfältig vorbereitet werden und Besonderheiten des Kindes- und Jugendalters müssen berücksichtigt werden. Für die Beratung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.